Räume am Wasser

Erschienen: 14. September 2006

3/2006: Räume am Wasser

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Editorial

Bernd Schubert

 

Wasser hat – als eines der Urelemente – in der menschlichen Kultur eine grosse Bedeutung. Wasser formt aber auch unsere Landschaft, ganz allmählich oder auch abrupt, wenn es Naturkatastrophen auslöst. So war der Bezug des Menschen zum Wasser immer auch ein zwiespältiger. Der Mensch orientierte seine Siedlungstätigkeit am Vorkommen von Wasser, nutzte Flüsse und Seen zum Transport und zur Energiegewinnung. Wasser stellte aber auch eine Gefahr, eine Bedrohung dar.

 

Wie dieses anthos zeigt, ändert sich in unserem Kulturraum das Verhältnis zum Wasser grundlegend. Neben die Gefahrenabwehr, neben Nutzungsaspekte tritt ein neues Bewusstsein, welches Bäche, Flüsse und Seen als Natur-, Erlebnis- und Erholungsraum wertschätzt. An den Seen öffnen sich wie in Biel, Locarno oder Yverdon die Städte zum Wasser, atmen die Weite des Sees. Wie das Kaleidoskop der Beispiele aus der Stadt Zürich zeigt, entdecken die Städte auch ihre Flüsse. Zürich entdeckt die Limmat im sich entwickelnden Westen der Stadt, aber auch der «mindere Fluss», die Sihl, wird als Erlebnis- und Naturraum vermehrt wahrgenommen, aus ihrem Korsett befreit und zugänglich gemacht. Selbst die Bäche werden als siedlungsstrukturierende Elemente entdeckt und in die städtebauliche Entwicklung einbezogen.

 

Der Beitrag von Rohde verdeutlicht, wie bereits durch kleine bauliche Massnahmen eine naturnahe Flussdynamik entsteht. Er zeigt, mit welch geringem Aufwand Retention, Abflusssicherheit und biologische Vielfalt geschaffen werden können, aber auch wertvoller Erlebnisraum entsteht, wenn nur genügend Platz gewährt wird.

 

Seit Beginn der 1990er Jahre hat die Schweiz eine fortschrittliche Gesetzgebung, die die landschaftliche Bedeutung der Gewässer anerkennt und den Rahmen zu einer umfassenden biologischen und erlebnisbezogenen Aufwertung der Fliess- und Stillgewässer steckt. Es wäre jedoch verfehlt, sich angesichts der positiven Beispiele bequem zurückzulehnen. Es muss die Frage gestellt werden, wann die vielen Kilometer immer noch gebändigter und kanalisierter Bäche und Flüsse wieder eine naturnahe Dynamik entwickeln dürfen? Wann für den Menschen zugänglich gemachte Frei und Erlebnisräume an den Ufern von Seen und Flüssen entstehen werden? Es darf wohl auch ketzerisch gefragt werden, ob der Elan der Bachöffnungskonzepte aus den 1980er und 1990er Jahren bereits erloschen ist und ob die verschieden Initiativen für frei zugängliche Seeufer nur eine raumplanerische Episode des letzten Jahrhunderts waren?

 

Das klare Zustandekommen der Initiative «Lebendiges Wasser» im Juli 2006 verdeutlicht, dass Handlungsbedarf besteht und auch von der Bevölkerung wahrgenommen wird. An den Fachleuten liegt es, diese Forderungen zu unterstützen und unser Fachwissen einzubringen.

 

Inhaltsverzeichnis

  • Zürich - Stadt am Wasser
  • Dreirosenanlage Basel
  • Geometrie des Wassers
  • Giardini Arp in Locarno
  • Strandbad Biel
  • Flussaufweitungen - neue Räume am Wasser
  • Dorfbach Spreitenbach - 20 Jahre naturnaher Wasserbau
  • Deltawerke 2.0 - Ein Park als Deich
  • Masterplanung Aabach Uster
  • IGA 2017 am Bodensee - «Wasser verbindet»