Eine Reise zur Landschaft

Erschienen: 23. November 2012

 

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Editorial

Sabine Wolf

 

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, heisst es. Bei Internationalen Bauausstellungen IBA gilt das wörtlich: Ihre gebauten Manifestationen gemeinsamer Visionen schreiben sich in den Raum ein, stellen sich der Sonne entgegen und bleiben über das Ereignis hinaus erhalten. Projekte wollen daher gut überdacht, die Protagonisten wohl gewählt sein. Rückblickend gingen wichtige Impulse für Städtebau und Stadtentwicklung, Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung von Gross­ereignissen aus, bei denen sich internationale Experten daran machten, ihre Ideen nicht nur weiterzuentwickeln und mit einem grösseren Publikum zu teilen, sondern auch zu realisieren.

Ein Blick auf die IBA-Geschichte zeigt Traditionen ebenso wie Wandel: im Verständnis der Disziplinen, in ihrem Umgang mit dem Raum, gesellschaftlichen Bedürfnissen und Schwerpunktsetzungen. Im Zuge der Internationalen Bauausstellungen, die in ihrem Ursprungsland Deutschland seit 1901 stattfinden, wurden viel beachtete bauliche Zeugnisse realisiert, oft ganze Viertel wie die Mathildenhöhe in Darmstadt oder das Berliner Hansa­viertel. IBA sind längst gewichtige Instrumente der Stadtentwicklung, bei denen viel Geld zur Verfügung steht und angesichts der hohen öffentlichen Aufmerksamkeit ein Realisierungsdruck, der Umsetzungen auf Pläne folgen lässt.

Lange stand der raumgestaltende Architekt im Vordergrund, in der Stadtentwicklung wurden vorhandene soziale und funktionale Strukturen gestärkt und entwickelt, umfassendere Strategien zur Gesamtraumentwicklung fehlten. Wegweisend und symbolhaft für ein gewandeltes Verständnis und transdisziplinäre, prozessorientierte Ansätze wurde die 1989 bis 1999 als Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen angelegte IBA Emscher Park. Sie erweiterte das disziplinäre Feld und realisierte erfolgreich die Umwandlung einer gesamten, bis anhin von der Schwerindustrie geprägten Region in eine zeitgemässe Wohn-, Kultur- und Freizeitlandschaft mit ökologischem Anspruch.

Die IBA Basel 2020 «Gemeinsam über Grenzen wachsen» möchte noch einen bedeutenden Schritt weiter gehen: Sie ist die erste trinationale IBA. Längst verbindet der gelebte Alltag im Metropolitanraum Basel Wohnen, Arbeiten und Freizeit über drei Landesgrenzen hinweg. Es wird eine der grossen Aufgaben dieser IBA sein, auch die räumlichen Strukturen und institutionellen Verankerungen dafür zu schaffen, Fragen gemeinsamer Identität zu stellen und neue Lesarten des gemeinsamen Raums zu entwickeln – gemeinsam mit der Bevölkerung.

anthos begleitet den Landschaftskongress 2012 als Medienpartner. In der Ausgabe kommen die Referenten des Kongresses zu Wort, und bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Ansätze und Visionen wird eines besonders deutlich: Landschaft geht uns alle an!

 

Inhaltsverzeichnis

  • Sabine Wolf: Eine Reise zur Landschaft
  • Pascal Gysin: Geleitwort BSLA  > zum Artikel
  • Martin Jann: Geleitwort IBA Basel 2020  > zum Artikel
  • Landschaftskongress 2012 Programm
  • Zwischenrufe zur Landschaft
  • Angelus Eisinger: Landschaft ist überall. Oder: ein Kommentar zum «urban age»
  • Christophe Girot: Fragen zur Topologie der Landschaft
  • Françoise-Hélène Jourda: Der Rhein verbindet
  • Jürg Sulzer: Perspektiven einer raumbildenden Stadtumbaukultur in der Agglomeration
  • Emmanuel Jalbert: Die Uferpromenade «Berges du Rhône»
  • LITERARISCHE FRAGMENTE
  • Thomas Waltert, Richard Horn, Christian Renner: Entwicklungsvision 3Land
  • Thomi Jourdan: Das Schänzli: Die Landschaft als Ausgangspunkt
  • Susanne Fischer: Landschaftspark Wiese – Erfolgsgeschichte und Modell
  • Thomas Schwarze: TRUZ: Das Trinationale Umweltzentrum
  • Gerhard Zickenheiner, Monika Wilke: Triotop Gut Nonnenholz: Trinationales Umweltzentrum
  • LITERARISCHE FRAGMENTE