Erschienen: 24. Februar 2020
Editorial
Zu Beginn der 1960er-Jahre herrschte in der Schweizer Landschaftsarchitekturszene Aufbruchstimmung. «Der Städtebau steht vor einer Revolution, und Hauptträger dieser Revolution dürfte die Landschaftsarchitektur sein», hatte der Professor für Städtebau Erich Kühn am IFLA-Weltkongresses proklamiert, der im August 1956 in der Schweiz stattgefunden hatte. Beflügelt von den verheissungsvollen Zukunftsperspektiven, denen die erfolgreiche Gartenbauausstellung G|59 rund um das Zürcher Seebecken zusätzlichen Schub verliehen hatte, einigte sich eine Handvoll junger Berufskollegen unter der Leitung von Willi Neukom auf ein ambitioniertes Projekt: Sie gründeten die Zeitschrift anthos, die nicht nur Schaufenster der Schweizer Landschaftsarchitektur sein wollte, sondern auch offizielles Mitteilungsblatt der International Federation of Landscape Architects (IFLA) und folglich fortan viermal jährlich in Deutsch, Französisch und Englisch erscheinen sollte.
In den letzten 58 Jahren gab es Höhen und Tiefen. Verlage wechselten, die finanzielle Lage blieb prekär, und das Traktandum «anthos» erschien allzu häufig in den Einladungen zu Vorstandssitzungen des Bunds Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen (BSLA). Die Gründe variierten, aber das Grundproblem lag letztlich ausserhalb der Landschaftsarchitektur: im sich wandelnden Informationsverhalten und der daraus folgenden allgemeinen Krise der gedruckten Presse.
Heute schlägt der BSLA ein neues Kapitel auf. anthos wird nicht mehr viermal jährlich als Fachzeitschrift erscheinen. Die Marke wird jedoch erhalten bleiben und auch in Zukunft für qualitätsvolle Information über Landschaftsarchitektur stehen. anthos ist einer von drei Pfeilern der neuen Kommunikationsstrategie des BSLA, die ab 2020 schrittweise umgesetzt wird.
Die letzte Ausgabe als Fachzeitschrift schaut also, wen wundert’s, zurück – mit Wehmut und Hochachtung. Und sie schaut voraus. Nicht nur was die Verbandskommunikation betrifft, sondern vor allem auch in Bezug auf unser Metier selbst. Hier zeichnen sich Veränderungen ab, gegen die die Neuausrichtung von anthos als Kräuseln an der medialen Oberfläche erscheint. Umso wichtiger ist es, darüber zukunftsgerichtet zu informieren und den Diskurs zu alimentieren. Wir wünschen eine inspirierende Lektüre der letzten anthos-Ausgabe in der alten Form. Sie hören von uns.
Die Ad-hoc-Redaktion für diese Ausgabe:
Jan Forster, Claudia Moll, Stefan Rotzler, Daia Stutz, Peter Wullschleger
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